Du möchtest die Milchstraße fotografieren, hast es vielleicht noch nie probiert und möchtest nun den nächsten Schritt wagen?
Dann ist mein Artikel genau das Richtige für dich. Ich erkläre dir Schritt für Schritt, worauf du achten solltest und wie du zu einem schönen Milchstraßen Bild kommst. Ich gehe auf das richtige Equipment genau so ein, wie auf die Kameraeinstellungen und die richtige Vorbereitung.
Vorbereitung
Sterne fotografieren ist manchmal gar nicht so einfach. Die Sterne sind nicht immer gut zu sehen. Manchmal scheint der Mond sehr hell oder das Zentrum der Milchstraße kommt bei uns auf der Nordhalbkugel gar nicht über den Horizont. Außerdem muss man bei seinem Fotospot für Milchstraßenfotografie auch noch die richtige Himmelsrichtung beachten. Ansonsten kann es schon mal passieren, dass Bäume oder ein Berg im Weg sind. Deshalb ist eine gute Vorbereitung das A und O, um Sterne schön zu fotografieren. Grob kann man sagen, dass im Sommer die Milchstraße im Süden steht und im Winter Nord-West. Ein weiteres Problem ist die Lichtverschmutzung. Damit ist gemeint, dass Städte, Straßen und Orte durch ihre Straßenbeleuchtung die Wolken von unten anleuchten, beziehungsweise auch die Umgebung deutlich heller wird. In so einer Umgebung wird es sehr viel schwieriger die Milchstraße gut zu fotografieren.
Hierfür nutze ich die App „Planit Pro“ (Apple, Google). Mit Hilfe dieser App kannst du alle angesprochenen Dinge (außer Lichtverschmutzung) vorab auf der Couch vorbereiten und den richtigen Tag, Zeitpunkt und Ort für die Milchstraßenfotografie festlegen.
Weitere Apps sind zum Beispiel Photopills (Apple, Google), Stellarium (Apple, Google), Starwalk 2 (Apple, Google).
Neben den etwas teureren Apps gibt es auch kostenlose Apps, die aber leider immer nur eingeschränkte Optionen liefern. Deshalb habe ich irgendwann den Schritt zur teureren App gewagt.
Lichtverschmutzung kannst du auch auf verschiedenen Karten sehen wie zum Beispiel https://www.lightpollutionmap.info
Umso rötlicher das Licht, umso mehr Lichtverschmutzung gibt es an diesem Platz und umso schlechter kann man die Milchstraße fotografieren.
Am Spot
Hast du dich entschieden, wohin du möchtest und an welchem Tag und zu welcher Uhrzeit der beste Moment ist, so solltest du den Augen circa 30 Minuten Zeit zur vollkommenen Adaptation geben. Die Augen gewöhnen sich an helles Licht sehr viel schneller als an Finsternis. Schaut man auf sein helles Display, so kann man danach die Milchstraße nicht mehr gut erkennen. Deshalb solltest du die Helligkeit des Handys herunter regeln oder in den Nachtmodus wechseln. Da es meistens in der Nacht auch sehr kalt wird, solltest du immer Handschuhe (https://amzn.to/3dETCuW *) und ausreichend warme Kleidung dabei haben. Eine Taschenlampe (https://amzn.to/3xjVa59 *), sowie Ersatzakkus (https://amzn.to/3xqamxA *) gehören auch zu meinem Standard Equipment. Zu Beginn suche ich den besten Standort am Spot und mache ein paar Testbilder. Wenn dann der genaue Standort fest steht, montiere ich die Kamera auf dem Stativ (ich nutze das https://amzn.to/3hAtsdG * und den Vorgänger von https://amzn.to/2UTKMCL *) und richte sie aus. Wenn die Kameraeinstellungen (siehe unten) gemacht sind, kannst du dein erstes Bild wagen.
Wetter
Am besten um Sterne zu fotografieren ist, wenn keine Wolken am Himmel sind. Außerdem gibt es auch andere ungünstige Wetterphänomene, wie zum Beispiel Sahara Staub oder ähnliches. Beides versperrt die Sicht auf die Sterne und Wolken sind zudem durch die Städte so hell, dass du dahinter die Sterne nicht mehr gut erkennen kannst oder die Wolken deutlich zu hell werden.
Objektive
Meine Lieblingsobjektive für Sternenfotografie sind das Sony FE 16-35 mm F2.8 GM (SEL1635GM https://amzn.to/3dHoPxn *), das Sony FE 14mm F1.8 GM (SEL14F18GM https://amzn.to/2TBhvwi *) und das Sony FE 20mm F1.8 G (SEL20F18G https://amzn.to/3ykbzXw *). Letztendlich empfehle ich ein Weitwinkel Objektiv mit einer guten Lichtstärke. Die Blende sollte F2.8 nicht überschreiten. Das Sigma 14mm F1.8 DG HSM Art (https://amzn.to/2UZlJOF *) ist das lichtstärkste Ultra Weitwinkel, dass es derzeit zu kaufen gibt. Der einzige Nachteil ist, dass es groß und schwer ist.
Kamera für Milchstraßen Fotografie
Am besten eignet sich eine Vollformat Kamera. Diese hat durch den größeren Sensor einfach eine viel bessere Aufnahmeleistung als eine APS-C Kamera. Ich verlinke dir die Kamera, die ich für meine Bilder benutze: Sony Alpha A7R IV https://www.sony.de/electronics/wechselobjektivkameras/ilce-7rm4
Kameraeinstellungen in der Astrofotografie – eine Anleitung, um Sterne und Milchstraße zu fotografieren
Du solltest im M Modus fotografieren. Der Autofokus funktioniert in der Dunkelheit gar nicht oder nur sehr selten. Die ISO ist natürlich abhängig vom Objektiv und welche Blende ich benutze, aber ein Anhaltspunkt ist 1600 als Minimum und circa 6400 als Maximum. Ich fotografiere immer im RAW Modus, da im Nachhinein in der Bearbeitung deutlich mehr aus dem Bild heraus zu holen ist als bei einem JPEG. Das RAW Format benötigt mehr Speicherplatz, beinhaltet aber auch deutlich mehr Informationen. Die kameraeigene Rauschunterdrückung schalte ich komplett ab, da sie erstens sehr lange dauert und zweitens man in der Nachbearbeitung besser das Rauschen nachbearbeiten kann. Die Displays der Kamera kann man in der Helligkeit variieren und ich stelle sie auf die niedrigste Einstellung. Da man dann die Helligkeit des Bildes nicht wirklich beurteilen kann, nutze ich immer das Histogramm, um die Helligkeitswerte zu überprüfen. Zum Fokussieren nutze ich die Vergrößerungsfunktion (Fokus-Peeking) und drehe manuell erst mal auf unendlich, dann wieder soweit zurück bis die Sterne als kleiner Punkt dargestellt werden. Bei den Sony Kameras kann man auch eine Taste belegen, um die Scharfstellung mit möglichst hellem Display und ISO zu machen. So erreichst du die höchste Schärfe. Natürlich solltest du ein Testbild machen und es einmal überprüfen, damit du nicht umsonst mehrere Stunden in der Nacht verbracht hast, um erst daheim am PC zu merken, dass alle Bilder unscharf sind.
Belichtungszeiten
Die Belichtungszeit hängt von deinem Objektiv, also der Brennweite und dem Neigungswinkel deiner Kamera ab. Da die Erde sich mit 1670 Kilometer pro Stunde dreht, werden die Sterne als Striche dargestellt, wenn die Belichtungszeit zu lange ist. Letztendlich ist es Geschmackssache, ob man das schön findet. Wenn man die Milchstraße abbilden will ist es aber eher hinderlich. Je weitwinkliger dein Objektiv ist, umso länger kannst du die Belichtungszeit wählen. Dies gilt auch wenn du in Richtung Polarstern fotografierst. Fotografierst du nahe am Horizont, so muss deine Verschlusszeit kürzer sein. Es gibt eine Faustformel mit der du deine maximale Belichtungszeit ausrechnen kannst:
Für eine Vollformat Kamera ist das 500 (APS-C 300 weil der Unterschied der Crop-Faktor ist mit 1.5) geteilt durch deine Brennweite und herauskommen die Sekunden.
Beispiel: du hast ein 16 mm Objektiv und rechnest 300 / 16 = 18,75 Sekunden mit Vollformat 31,25 Sekunden. Das ist allerdings aus der Praxis gesprochen meistens etwas zuviel. Wenn du mit leichten Sternenspuren leben kannst, kannst du auch anstatt 300 mit 500 rechnen. Natürlich kannst du auch einfach dein Bild anschauen und entscheiden ob es dir gefällt und ob du etwas länger oder kürzer Belichten möchtest. Dein Hauptaugenmerk sollte dabei auf den Rändern des Fotos liegen, da dort die Sternenspuren am längsten sind. Es gibt eine “genauere” Formel die sich NPF Formel schimpft. Sie ist wesentlich komplizierter und in meinen Augen völlig überflüssig, wenn du doch auch einfach dein Bild angucken kannst und eine Korrektur machst, wenn es dir nicht gefällt. Eine weitere Rolle spielt die Sensorgröße. Umso größer dein Sensor, umso schneller erkennst du darauf auch Sternenspuren. Der Weißabgleich bewegt sich in Größenordnungen von 3700-4000 K. Da man dies aber jederzeit nachträglich ändern kann, ist diese Einstellung nicht so wichtig.
Weiteres Zubehör
Um einen sicheren Stand zu gewährleisten ist ein Stativ unabdingbar. Da die Belichtungszeiten wie oben erwähnt bis zu 25 Sekunden reichen, muss das Stativ eine ordentliche Qualität mitbringen. Hier habe ich schon einige in meinen Workshops gesehen und auch selbst bereits viele getestet. Welches ich benutze, habe ich oben verlinkt. Der Bildstabilisator wird immer ausgeschaltet, sobald die Kamera auf dem Stativ steht. Dieser würde das Bild verschlechtern, wenn er angeschaltet bleibt.
Außerdem arbeite ich mit einem Fernauslöser (https://amzn.to/3hyMpO4 *). Dieser kann für mich Einzelaufnahmen machen oder auch eine ganze Serie und ich kann mich zwischendurch auch einmal hinsetzen und einfach nur die Aussicht genießen. Ein weiterer Faktor ist, dass man bei vielen Kameras nur bis 30 Sekunden ohne Fernauslöser belichten kann.
Als Taschenlampe benutze ich eine Stirnlampe (https://amzn.to/3xjVa59 *). Das hat den Vorteil immer die Hände frei zu haben und ich habe dort auch verschiedene Einstellmöglichkeiten von hell zu dunkel und Rotlicht, um die Augen zu schonen.
Externe Akkus: da bei fast allen Kameras nach ein paar Stunden die Akkus zur Neige gehen, setze ich auf externe Akkus/Powerbanks. Diese verlinke ich dir direkt hier (https://amzn.to/3jJMXDl * und https://amzn.to/3wg9hXK *). So musst du keine Angst haben, genau den richtigen Moment zu verpassen und nicht genügend Akkus zum Wechseln dabei zu haben.
Für die Profis unter den Milchstraßen- und Astrofotografen gehört auch eine Nachführung, die die Erdrotation ausgleicht, zur Ausrüstung. Hier gibt es verschiedene Modelle, zum Beispiel:
Omegon LX Mini Track (https://amzn.to/3dG48ls *) oder iOptrom Skyguider Pro (https://amzn.to/3dHqD9D *)
Deep-Sky-Fotografie – Kometen fotografieren
Seit dem Neowise in aller Munde war, steht auch das Fotografieren von Kometen hoch im Kurs. Letztendlich gibt es dort nicht sehr viel weiteres zu beachten. Wenn du dir die obigen Punkte zu Herzen genommen hast, dann sollte dies nun ein leichtes Spiel für dich sein.
Sternenspuren: Sogenannte Startrails fotografieren
Die schönsten Bilder von Sternenspuren bekommst du, wenn du den Nordstern in den Mittelpunkt setzt. Außerdem solltest du dir einen schönen Vordergrund suchen. Es gibt dann zwei Möglichkeiten Startrails umzusetzen. Die eine ist eine einzige sehr lange Belichtung zu machen, oder mehrere kürzere Belichtungen zu einem Bild zusammenfügen. Ich wähle meistens die zweite Variante, da man auch noch die Einzelbilder oft sehr gut benutzen kann. Ich empfehle mindestens 30 Minuten aufzunehmen, wenn nicht sogar länger. Das Einzelbild hat in der Regel ungefähr 30 Sekunden Belichtungszeit. Nachdem man alle Bilder gemacht hat, geht es an die nachträgliche Bildbearbeitung. In Photoshop *) kannst du dann die Bilder übereinander legen.
Astrofotografie – Stacking mit Photoshop und Programmen wie Starry Landscape Stacker
Um noch bessere, rauschärmere Bilder hinzubekommen kannst du auf eine Methode namens „Stacking“ zurückgreifen. Dabei werden mehrere Bilder, in der Regel 10-20, direkt hintereinander aufgenommen und später in Photoshop *) oder in einem anderen Programm übereinander gelegt. Das Ziel ist, dass das Rauschen zwischen den Sternen entfernt wird und das Bild so eine höre Qualität erreicht. Bei Bildern mit einer sehr hohen Auflösung, wie ich sie fotografiere, dauert dieser Prozess meistens sehr lange. Obwohl ich mit einem aktuellen MacBook Pro (nicht exakt mein Modell, aber als Notebook für Fotobearbeitung geeignet *) arbeite, warte ich schon mal ein paar Minuten. Ist es das wirklich wert? Ich habe es ausprobiert und bin der Meinung, dass man das Rauschen auch nachträglich ohne Stacking entfernen kann. Die Qualität ist auch sehr gut. Weiterhin gibt es Programme wie „Starry Landscape Stacker“ die diese Aufgabe für einen übernehmen sollen. Dabei werden zuerst die Sterne erkannt, dann der Himmel nicht automatisch ausmaskiert, die Bilder werden ausgerichtet und danach wird das Ergebnis gespeichert. Dieses Programm ist im App Store für 43,99 Euro erhältlich und für Photoshop-Nutzer *) aus meiner Sicht nicht zwingend notwendig. Da es aber viele Leute gibt, die von diesem Programm sehr schwärmen, möchte ich es hier einmal erwähnt haben. Eine weitere Möglichkeit, den Hintergrund sowie den Vordergrund rauschärmer hin zu bekommen ist, den Vordergrund extra zu belichten. Der Vordergrund wird dann so lange belichtet wie es nötig ist, ihn mit ISO 100 scharf und mit bestmöglicher Qualität zu fotografieren. Da die Milchstraße verschwimmt wird diese dann mit einem anderen Bild ersetzt.
Wer sich mit dem Thema Stacking noch mehr beschäftigen möchte und weitere Programme sucht, kann sich diese kostenlosen Lösungen mal anschauen: Sequator, Fitswork und Deep Sky Stacker
Ich habe mir auch die Mühe gemacht, elf Bilder mit dem Programm zu stacken und habe euch die Ergebnisse hier angehängt. Das jeweils linke Bild ist mit Lightroom bearbeitet und nur über die Rauschreduzierung optimiert und das jeweils rechte Bild habe ich mit Starry Landscape Stacker (Free) aufwändig bearbeitet. Ich finde, dass dafür 43 € wirklich zu viel sind. Falls ihr euch durch diesen Artikel das Programm spart, dürft ihr mir gerne etwas in meiner Kaffeekasse hinterlassen 🙂